Sichelhügler sitzt in der Mitte des großen
Konferenzraums eines Innenstadthotels. HAL geben ihre
berühmte „Sommerparty“. Als Generalunternehmer eines
Riesenprojektes, das leider keine Meilensteine zu feiern
hat, muss man halt welche inszenieren. Wenig
überraschend hat sich Sichelhügler selbst als
Projektleiter bei der Ligerena vorgeschlagen und jetzt
sitzt er hier, einige hundert Kilometer von der
Konzernzentrale und von Sägemeister entfernt und um eine
Last leichter. HR bedeutet für Sägemeister eigentlich
nur, den Mitarbeitern etwas in Aussicht zu stellen, was
der Personalchef dann nicht halten darf. Deshalb gibt es
meistens auch keinen, so wie gerade jetzt und die
nächsten Monate, in denen man sich nicht wirklich
bemühen wird einen HR–Manager zu finden. Also diese
Last ist er los und jetzt ist er Projektleiter für das
S&B-Team bei der Ligerena im Projekt „Argus“. Ein
Monsterprojekt auf das die ganze Branche schaut.
Einzigartig ob seiner Größe, seiner Ansprüche und weil
nach vielen, vielen Millionen ohne greifbares Ergebnis
immer noch alle glücklich und zufrieden sind. Hier ist
offensichtlich der Weg das Ziel, jedenfalls so lange es
Geld ohne Ende gibt.
Neben HAL und S&B ist auch noch B-chance an Argus
beteiligt und Kiesel hat eine Überraschung für alle:
B-chance stellt ab sofort den Gesamtprojektleiter und es
ist Herr Kurz. Kurz ist also wieder im Geschäft und hält
einen superprofessionellen, wenn auch etwas
inhaltsleeren, Vortrag zum Projektfortschritt. „Das ist
wirklich erstaunlich“, denkt sich Sichelhügler, „der
erste Abschnitt sollte schon in Produktion sein und es
gibt noch nicht einmal eine vernünftige Spezifikation.
Unglaublich wie Kurz sinnlose Dokumente über abstrakte
Modelle und generische Prototypen als Erfolg darstellen
kann.“ „Argus“, Kurz wird in seinen Ausführungen
plötzlich leicht theatralisch, „ist nicht nur ein
Projekt, Argus ist ein Mittel zum Umbau des
Unternehmens. Ich danke ihnen allen, die beim Bau dieses
Schiffes helfen!“ „What the fuck is Argus?“ wendet sich
Sichelhüglers Nachbar leicht verzweifelt an ihn: „Ein
Schiff?“ Sichelhügler zuckt mit den Schultern und nutzt
den tosenden Applaus um den Raum zu verlassen. „Das wird
auch nicht einfach werden“, grübelt Sichelhügler vor
sich hin. Denn Argus ist kein Schiff, sondern ein
IT-Projekt, und wenn es weiter keine Ergebnisse gibt,
wird man bald einen Sündenbock brauchen.
„Herzlich willkommen Herr Sichelhügler“, mit kräftiger
und überaus freundlicher Stimme kommt Kiesel aus dem
Konferenzraum heraus, „ich freue mich, dass uns
Professor Sägemeister seinen besten Mann geschickt hat.“
„Wird doch ganz nett hier“, denkt sich Sichelhügler und
summt innerlich den Refrain seines Lieblingsliedes: „IT,
it makes money for me!“