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Unternehmensberatung Dr. Johannes Edtmayer

Entwicklung und Management von Kooperationen im Gesundheitsbereich
 

Nur bei S & B

Die GF - Sitzung

Montag, 9 Uhr 50. Einmal im Monat versammelt Sägemeister seine Geschäftsführer zur GF-Sitzung. Die Termine gibt es schon im voraus für das ganze Jahr, die Tagesordnung aber erst Freitag abends. Wer am Freitag vor 19 Uhr nach Hause geht, hat eben keine Tagesordnung. Dabei ist das eigentlich Interessante an der Einladung nicht, welche Inhalte vorgesehen wurden, sondern wer diesmal überhaupt daran teilnehmen darf. So mancher Geschäftsführer ist schon per Flugzeug angereist um festzustellen, dass er gar nicht eingeladen wurde. Aber im Moment laufen die Geschäfte ganz gut, der Teilnehmerkreis ist seit einigen Monaten recht stabil. 10 Minuten vor Beginn kommen also die ersten Teilnehmer und beginnen mit ihren Vorbereitungen – Kaffee einschenken, Tee suchen, Schokolade essen, unverbindlicher small talk. Die Sitzung lässt nichts wirklich Entscheidendes erwarten, denn Entscheidungen trifft Sägemeister allein. Wenn er sie trifft. Aber man erfährt meist doch das eine oder andere Neue. Eigentlich ist das der einzige echte Informationsfluss vom Vorstand nach unten. Natürlich wird in dieser Sitzung auch nicht diskutiert, dafür ist der Teilnehmerkreis viel zu groß, wie Sägemeister immer betont. Sie ist nur eine Bühne für sein Solo-Programm.

Als Erster kommt Herr Sichelhügler, der Personalchef. Er ist heute etwas bedrückt und geht sofort auf Alwar, den Marketingleiter, zu, als dieser hereinkommt. „Herr Alwar, wissen sie schon wer gekündigt hat?“ „Hmm“, brummt Alwar, als ob er nachdenken würde, „mir ist jeder recht.“ „Herr Fink, der Projektleiter bei der Ligerena“, sprudelt Sichelhügler hervor, „das wird den Kiesel sicher nicht freuen.“ Herr Kiesel ist Vorstand bei der Ligerena, einer der größten Kunden von S & B. Die Kündigung könnte ihm einen Vorwand liefern, den Projektleiter in Zukunft von der Firma B-chance zu nehmen. An sich eine kompetenzlose Truppe, deren Mitarbeiter lediglich im Produzieren von Papier, sehr viel Papier, und heißer Luft gut sind. Aber Kiesel hat, aus welchen Gründen auch immer, Vertrauen zu ihnen.

10 nach 10 erscheint Sägemeister, offensichtlich gut gelaunt. Wie in der Schule verstummen schlagartig alle Gespräche, jeder eilt an seinen Platz. „Meine Herren“, beginnt Sägemeister, Damen sind in dieser Runde ja nicht vertreten, „Herr Fink hat gekündigt, wie ich gerade von Herrn Kiesel erfahren habe. Unsere Kunden sind wieder einmal besser informiert als ich. Ich hoffe, dass sie schon einen Ersatz haben Herr Sichelhügler, denn Herr Kiesel hat schon einen. Unser Programm zur Fluktuationsreduktion wirkt ja wunderbar.“
Sichelhügler verzieht das Gesicht vor Schmerzen. Seit Donnerstag versucht er Sägemeister zu informieren, seit einem Jahr versucht er ein OK für seine neue Personalstrategie zu bekommen, die vor allem die Projektleiterprobleme lösen würde. Aber es wird von ihm jetzt keine Antwort erwartet. Sägemeister führt seinen Monolog fort und beeindruckt sich selbst immer mehr. „Was ist der Unterschied zwischen einem Zitronenfalter und einem Geschäftsführer bei S & B? Keiner, denn ein Zitronenfalter faltet keine Zitronen!“ Pause. Sägemeisters Gesichtsausdruck wirkt recht befriedigt. „Herr Sichelhügler, sie präsentieren mir bis heute Abend einen Ersatz, sonst machen sie es selbst, denn diese Art von HR – Arbeit hat ja keinen Sinn. Ich muss jetzt gehen, denn leider trägt hier der Vorstand immer noch die operative Last. Herr Burscher wird die Sitzung zu Ende bringen.“

 

 
     

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20.11.2013